Nichts vergessen!
Wer mit Ton arbeitet, hinterlässt im wahren Wortsinne seine Spuren. Die Hände formen Sinnvolles und man erfreut sich daran.

Das genügt aber nicht, etwas Anderes drängt sich nach vorne und nimmt mehr und mehr Raum ein: es sollen nicht nur Fingerabdrücke zu sehen sein, sondern Faustschläge!

Die Gewichtung verschiebt sich hin zur neuen Bewertung alter Arbeiten, die wieder in andere Keramiken verwandelt werden.

Meine Werke zeigen heilende Kräfte: Scherben alter Objekte werden integriert in neue Ergebnisse und so der Entsorgung entrissen. Es entsteht ein neues, größeres Ganzes, welches spielerisch immer wieder verändert und neu aufgebaut werden kann.

Wie wunderbar, dass es diese Sprache ohne Worte gibt! So spüre ich die Freude, aus den Händen Dinge entstehen zu sehen, die der Kopf nur andenken kann.

Wichtig ist mir dabei, dass keine Keramik eine Funktion haben muss, die sie rechtfertigt – einfach das Entstehen aus dem Material heraus ist der Grund ihres Daseins. Dabei entwickeln sich Gegenvorschläge zur Welt des Nützlichen. Die Formen können Beziehungen miteinander eingehen und diese werden von mir festgehalten. Das ist dann wiederum der Anlass für eine neue Variationsreihe und für Experimente mit verschiedenen Materialien. So begegnen sich Ton und Metall, da werden Schalen zu Dörfern, da verändert sich Blick, Gedanke und Gefühl.

Die amorphen Stätten sind architektonische Möglichkeiten, mit Häufung, Stapelung und Durchdringung fremde Begegnungen möglich zu machen. Behausungen, Verpilzungen, Wucherungen: alles ist mit spielerischer Freude möglich. Ich spüre Möglichkeiten künftiger oder vergangener Existenzformen und erfreue mich an heutigen Ergebnissen dieser Ahnungen.

Die Augen und Hände wandern, und das prägt die Ergebnisse in mein Gedächtnis ein: “Nichts vergessen!“ ist sehr wichtig für die Kontinuität meiner Arbeit.

Licht und Schatten verändern die Oberfläche der Tonarbeiten unentwegt: das Immaterielle ist genauso wesentlich wie die harte Keramik! Bestimmte Partien werden plötzlich hervorgehoben, um wieder im Dunkel zu verschwinden: die den Lebenswegen gleichen Furchen und Strukturen sollen zum genauen und vertieften Sehen verführen.

Der Rhythmus des Rollens der Tonwulste, das gleichmäßige Auseinandersetzen und das endgültige Gestalten der Außenhaut lassen den Gedanken freien Lauf und vieles davon fliegt in die Arbeit hinein. Eine Art nonverbales Tagebuch kann gelesen werden und wird gleichzeitig vom Betrachter neu geschrieben - auch hier: „Nichts vergessen!“

Gestapelte Segmente werden zu Türmen, einer Reihung in die Senkrechte, die wie bei einer Versuchsanordnung immer wieder neu erarbeitet werden kann.

Der krönende Abschluss in Augenhöhe ist Schutz und Abgrenzung zugleich.

Neues Spiel - neues Glück: wir beginnen einen weiteren Turm!
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